Das Vielseitigkeitsturnier
Beim Vielseitigkeitsturnier gilt es die Dressur, den Geländeritt und das Parcoursspringen mit ein und demselben Pferd zu absolvieren. Das Herzstück der Vielseitigkeit bildet dabei der Querfeldeinritt. Diese Disziplin verlangt von Pferd und Reiter ebenso Mut, Ausdauer, Flexibilität, wie auch einen starken Leistungswillen. Teamgedanke, harmonisches Zusammenspiel, Verantwortungsbewusstsein und Vertrauen von Pferd und Reiter sind für den Erfolg beim Turnier unerlässlich. Die Faszination liegt im Miteinander – hinter jedem Erfolg stehen neben Pferd und Reiter auch Pfleger, Pferdebesitzer, Trainer und Freunde. Wer einmal die Magie und Faszination eines Vielseitigkeitsturniers erlebt hat, wird diesen Sport lieben.
Ohne unseren Partner – das Pferd – läuft nichts!
Was ist Vielseitigkeit?
Die „Krone der Reiterei“ besteht aus Dressur-, Gelände- und Springreiten. Um in der Vielseitigkeit zu bestehen müssen die Triathleten des Pferdesports sowohl auf dem Viereck, als auch im Cross und im Parcours ihr Handwerk exzellent beherrschen.
Die drei Teilprüfungen werden entweder an ein (One-Day Event), zwei Tagen, oder ganz klassisch als Drei-Tages-Prüfung (Three-Day-Event) ausgetragen. Bei den großen internationalen Prüfungen wird die erste Teilprüfung Dressur meist auf zwei Tage aufgeteilt, da die Dressur die meiste Zeit in Anspruch nimmt, d.h. die Prüfung findet an vier Tagen statt. Grundsätzlich wird die Teilprüfung Dressur als erstes geritten. In den meisten nationalen und wenigen internationalen Prüfung findet das Springen als zweite Teilprüfung statt, das Gelände bildet den Abschluss. Die meisten internationalen Prüfungen finden in der traditionellen Reihenfolge statt: Erst Dressur, dann Gelände und zum Abschluss das Springen. So auch bei uns auf dem Weiherhof.
Die Zahl an internationalen Prüfungen in der Disziplin Vielseitigkeit nimmt zu. Für viele Reiter ist es äußerst reizvoll sich auch mit Reitern aus anderen Nationen zu messen.
Es gibt fünf internationale Prüfungskategorien: Introductory, Ein-, Zwei-, Drei- oder Vier-Sterne-Prüfungen. Die Vielseitigkeit heißt im englischen „Eventing“ und ganz offiziell Concours complet internationale. Man unterscheidet zwischen „Kurzprüfungen“ (CIC) und „langen“ Vielseitigkeitsprüfungen (CCI).
Der Begriff „lange oder große“ Vielseitigkeitsprüfung hat einen historischen Hintergrund. Bei der traditionellen großen Vielseitigkeitsprüfung „mit Rennbahn“ gingen der eigentlichen Geländestrecke zwei Wegestrecken und eine Rennbahn-Prüfung mit einigen typischen Rennbahnhindernissen voraus. Diese Prüfungsform wird allerdings seit 2006 nicht mehr angeboten. Nach wie vor ist die Geländestrecke in CCI-Prüfungen aber länger als in den sogenannten Kurzprüfungen. In der Regel werden internationale Championate in der Vielseitigkeit als CCI ausgetragen. Die Reihenfolge Dressur, Gelände, Springen ist bei der langen Variante zwingend vorgeschrieben.
Wie in jeder Sportart und jeder anderen Disziplin auch, wird auch das Reglement in der Vielseitigkeit immer wieder verändert, um Pferden und Reitern gerecht zu werden.
Regelmäßig angepasst wird beispielsweise das Qualifikationssystem. Nicht jeder Reiter kann nach Lust und Laune bei einem internationalen Turnier an den Start gehen, sondern muss seine Qualifikation dafür nachweisen.
Die Anforderungen des Vielseitigkeitsturniers
Dressur
Die Dressur zum Auftakt wird einzeln geritten. Hier geht es um die Ausführung von bestimmten Lektionen. Bewertet wird neben der Korrektheit in der Ausführung auch die „Hilfengebung“ durch den Reiter. Je weniger Hilfe ein Pferd benötigt, desto besser die Benotung.
Gelände
Der anschließende Geländeritt führt in einer vorgegebenen Zeit über eine Querfeldeinstrecke. Auf dieser gilt es mit einer Mischung aus Geschwindigkeit und Balance Wassergräben und schmale Hindernisse sowie Mauern und Hecken zu bewältigen. Wird die vorgegebene Zeit überschritten, gibt es Strafpunkte.
Parcoursspringen
Das Parcoursspringen entspricht den Regeln der Spezialdisziplin Springen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass das Pferd „umschalten“ muss, denn während es im Gelände durchaus touchieren darf, ist dieses beim Springen nicht erlaubt.
In der Turnierausschreibung wird eine zu absolvierende Dressuraufgabe festgelegt, wobei die auszuführenden Lektionen je nach Prüfungsklasse unterschiedlich sind. Die Dressur wird in einem Viereck mit den Maßen 20 x 60 m absolviert und ist sehr wichtig, denn sie ist auch die Grundlage für die Gehorsamkeit und Beweglichkeit des Pferdes im Springen und im Gelände. Das Pferd muss unmittelbar auf die Hilfengebung (Gewicht, Schenkel und Zügel) reagieren. Getestet wird dies durch eine Reihe von Übergängen zwischen den Gangarten Schritt, Trab, Galopp und Tempounterschieden in der jeweiligen Gangart sowie in Seitengängen. Die Schwierigkeit ist häufig, dass das Pferd gelassen bleibt und nicht von sich aus versucht Lektionen vorwegzunehmen. Dies kann schon einmal unter der Spannung des Wettkampfes passieren.
Zwei bis drei Richter beurteilen die Leistungen des Paares anhand eines Bewertungsbogens. Es wird auf die genaue Ausführung der Lektionen, auf die Balance, den Rhythmus, die Durchlässigkeit und die „Rittigkeit“ geachtet. Auch der Sitz und die Hilfengebung des Reiters wird bewertet. Die Richter verteilen je Lektion zwischen 0 – 10 Punkte (10 ist die höchste Punktzahl).
Punkte: Die vergebenen Punkte werden addiert (Fehlerpunkte hiervon abgezogen) und durch die maximal erreichbare Punktzahl geteilt. Um die Prozentzahl je Richter zu errechnen, wird das Ergebnis mit 100 multipliziert und auf zwei Dezimalstellen gerundet. Anschließend wird der Durchschnitt aller Richter berechnet. Die Prozentpunkte werden nun von 100 subtrahiert und auf zwei Dezimalstellen gerundet -> Strafpunkte. Dies ist das Ergebnis, welches Reiter in den Teilprüfungen Gelände und Springen halten möchte.
Fehlerpunkte:
Verreiten: 2 Minuspunkte je Richter
Verreiten: 4 Minuspunkte je Richter
Verreiten: Ausschluss
Unerlaubte Ausrüstung (z.B. Gerte): Ausschluss
Verlassen des Vierecks mit allen vier Beinen während der Prüfung: Ausschluss
Im Gelände geht es also um eine Mischung aus Geschwindigkeit und Balance. Häufig ist das Terrain hügelig, so dass die Pferde extra fit sein müssen. Hier braucht man mutige und ausdauernde Pferde mit einem guten Springvermögen.
Je angefangene Sekunde über der Bestzeit: 0,4 Strafpunkte
Überschreiten der Höchstzeit (doppelte Bestzeit): Ausschluss
Erster / Zweiter Ungehorsam im Verlauf der Geländestrecke: 20 Strafpunkte
Zweiter Ungehorsam am selben Sprung / Hindernis: 40 Strafpunkte
Springen außerhalb der Flaggen: 50 Strafpunkte
Dritter Ungehorsam am selben Sprung / Hindernis: Ausschluss
Gefährliches Reiten: 25 Strafpunkte oder Ausschluss
Sturz des Reiters: Ausschluss
Das Auslassen von Hindernissen oder Pflichttoren führt zum Ausschluss
Das Überwinden eines nicht ausgeflaggten Hindernisses führt zum Ausschluss
Das Abbrechen von Sicherheitspins führt zu 11 Strafpunkten
Im Anschluss an die Geländestrecke prüft ein Tierarzt den Fitnesszustand und die Erholungswerte des Pferdes.
Der Reiter muss das Pferd sehr präzise „an den Hilfen haben“, so dass das Pferd durch die Einwirkung des Reiters möglichst nah an den optimalen Absprungpunkt kommt. Die Stangen sind bunt und fallen beim leichtesten Touchieren aus den Auflagen. Im Springen erkennt man die wirkliche Fitness und Vielseitigkeit des Pferdes. Es darf nicht müde vom Vortag sein, und muss genügend Kraft und Konzentration haben, um die Hindernisse auch in einem deutlich langsameren Tempo als im Gelände fehlerfrei zu überwinden.
Strafpunkte im Spingparcours:
Hindernisfehler: 4 Strafpunkte
Erster Ungehorsam: 4 Strafpunkte
Zweiter Ungehorsam: Ausschluss
Sturz des Reiters oder des Pferdes: Ausschluss
Überschreiten der erlaubten Zeit: 1 Strafpunkt pro angefangene Sekunde
Verfassungsprüfung
Nach dem Geländeritt – also am Morgen vor dem Abschlussspringen muss das Pferd eine sogenannte „Verfassungsprüfung“ absolvieren, die Richter sowie ein Tierarzt überprüfen, ob das Pferd in einem einwandfreien gesundheitlichen Zustand ist um die Springprüfung zu absolvieren.